Böchingen erkunden

Böchingen ist zwar nur ein kleines Winzerdorf mit knapp 800 Einwohnern, trotzdem gibt es viel im Ort zu entdecken. Geschichtlich hat der Ort Einiges zu erzählen. Auch die innerörtliche Entwicklung im Lauf der Jahre blieb nicht stehen. Es lohnt sich also einen Streifzug durch Böchingen zu unternehmen und viele interessanten Ecken zu erkundschaften.

Das Schloss
Das Böchinger Schloss

Die Burg der Böchinger Herren scheint auf demselben Platz gestanden zu haben, auf dem sich heute das Schloss erhebt (ursprünglich Wasserschloss mit Wassergraben). Nachdem im Bauernkrieg 1525 die Burg erstmals und nach Wiederaufbau im 30jährigen Krieg erneut zerstört wurde (die Kellergewölbe blieben bis heute erhalten). wird das heutige Schlossgebäude Ende des 17. Jahrhunderts erbaut worden sein. Zwei Jahreszahlen belegen dies: 1676 ergriff der Notar Abraham Kolb aus Neustadt namens des Kurfürsten Besitz vom Schloss und Dorf Böchingen und 1767 belehnte Kurfürst Karl Theodor den Freiherrn von Reibold mit Schloss und Dorf Böchingen. Nach dem Abzug der französischen Revolutionstruppen ging Schloss und Gut Böchingen in bürgerlichen Besitz über.

Es handelt sich um eine schlichte Barockanlage mit drei Geschossen und Zeltdach. Eine Freitreppe führt zum südlichen Haupteingang. Dieser ist segmentbogig und von einer Viersäulenarchitektur eingefasst. Seit 1981 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Nach dem 2. Weltkrieg war im Schloss eine Winzergenossenschaft untergebracht ehe 1961 das Haus König in Steinhagen Besitzer des Schlosses wurde und eine Sektkellerei entstand. Die Sektmarke "Schloss Böchingen" ist heute noch am Markt und die Marke "Feist Belmont" dürfte ebenfalls ein Begriff sein. Seit 1965 wurde diese Marke in Böchingen produziert. Nach mehreren Namenswechseln gehört heute Schloss Böchingen als Betriebsstätte der Sektkellerei Schloss Wachenheim zum größten Sekthersteller der Welt.
Leider wurde die Produktion 2008 eingestellt.

Brücken (Klein-Vendig)
"Klein-Venedig"

Im Rahmen der Renaturierung des Hainbaches innerhalb der Ortslage (vorher Betonrinnen) wurden 1999 durch die Gemeinde Brücken, Stege und Begleitwege angelegt.

Der Volksmund hat seine Deutung gebildet: "Klein-Venedig".

Der Weg führt von der Ortsmitte an Hausgärten entlang zum neu fertiggestellten Freizeit- und Erholungsgelände an der Bachgasse.

Freizeitanlage

Einen Treffpunkt für Jung und Alt zentral und doch naturnah zu schaffen - das war die Intention des Gemeinderates für die Freizeitanlage im Bachgässl. Dies ist in hervorragender Weise gelungen, wie die tolle Resonanz aus Böchingen selbst und der Umgebung beweist. Zu der allseits diskutierten Generationsproblematik wurde hier schon früh ein Zeichen gesetzt und die Lebens- und Wohnqualität des Dorfes ganz im Sinne der Zukunftsvorsorge gesteigert.

Heimatmuseum

Haus der Südostdeutschen
Durch Initiative des Böchinger Lehrers Theodor Walter wurde das Museum von 1964 bis 1971 erbaut (Eigenleistung und Spenden). Es ist in erster Linie den "Donauschwaben" gewidmet, die vor rund 300 Jahren unter den Habsburgern (Karl IV, Maria Theresia, Joseph II) auch aus der Pfalz in den pannonischen Raum auswanderten.

Durch Ausstellungsgegenstände aus der Pfalz und Böchingen selbst schlägt es die landsmannschaftliche Verbindung zwischen "Pfälzern von drinnen und draußen" ...mehr

Öffnungszeiten: Sa. und So., sonst nach Vereinbarung
Telefon: 06341 / 63415

Kirche

Die erstmalige Erwähnung der Kirche geht auf das Jahr 1266 zurück. Einst dem heiligen Bartholomäus geweiht, wurde sie 1546 wie der gesamte Ort lutherisch.

Die heutige Kirche stammt teilweise aus der Renaissancezeit, die östliche Hälfte aus dem 18. Jahrhundert. Im Innern der Kirche befinden sich Epitaphe der „Edlen zu Zeiskam“. Die Kanzel entstand in der Zeit von 1730 - 1740; die Orgel mit Schnitzereien aus dem späten Rokoko 1773. Der Erbauer war Johann Carl Baumann. Die älteste Glocke wurde 1802 in Frankenthal gegossen.

Im August 2003 konnte die vorerst letzte große Renovierung der Kirche zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Im Zuge dieser Renovierung erhielt der Kirchenraum ein verändertes Gesicht. Der Altarraum wurde wesentlich vergrößert, der bisherige Blockaltar zu einem Tisch umgearbeitet, wobei die aus dem Mittelalter stammende Platte (mensa) mit den noch heute sichtbaren Weihezeichen beibehalten wurde. Neu hinzugekommen ist ein nach dem Entwurf von Erhard und Gabriele Domay gearbeitetes Taufbecken, sowie ein dazu passender und den Altarraum vervollständigender Ambo.

Während der Woche ist die Kirche geschlossen. Der Schlüssel kann aber im Pfarramt oder bei der Kirchendienerin ausgeliehen werden.

Orgel

Bereits 1726 besaß unsere Kirche eine kleine Orgel J. F. Alffermanns, die aber den Anforderungen nicht mehr genügte, darum wurde am 3. Juli 1773 ein Neubau beschlossen.

1774 wurde das bis heute erhaltene reizvolle Orgelwerk aus der Werkstatt des Johann Carl Baumann in Annweiler eingeweiht. Es hatte 550 fl. gekostet.

1794 beschädigten Soldaten während der Revolution die Orgel. 1804 mussten deshalb der Orgelbauer Franz Hof aus dem vorderpfälzischen Klingen und Franz Seuffert aus Kirrweiler die Orgel wieder richten. Im Jahre 1870 wurde dann eine weitere Reparatur durchgeführt.

1892 wurde die Orgel dann von den Orgelbauern Kämmerer und Fortmann aus Speyer komplett überholt. Sie bauten eine neue Manualklaviatur ein, verbanden das Cis° mit cis° und ersetzten das Cornett durch eine Gamba. Im Pedal fehlte jedoch das Cis weiterhin, Terz und Posaune wurden entfernt.

1960 reinigte Oberlinger die Orgel und führte eine Wurmbekämpfung durch, die jedoch nicht den gewünschten Erfolg erbrachte. So musste die wohl am vollständigsten erhaltene Orgel Johann Carl Baumanns erneut restauriert werden. Werner Owart führte diese Arbeit 1982/83sorgfältig durch und stellte die Ursprungsdisposition wieder her.

Disposition 1773

Manual C, D-c’’’

  • Gedackt 8’
  • Salicional 8’
  • Principal 4’
  • Gedacktflöte 4’
  • Quint 3’
  • Octav 2’
  • Terz 3/5
  • Mixtur 3fach 1’
  • Cornett 4fach D. 4’

Tremulant

Pedal C, D-f°

  • Subbaß 16’
  • Octavbaß 8’
  • Posaunbass 8’

 

Gedenktafel Synagoge

Die Gemeinde Böchingen war bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges Heimatort vieler jüdischer Familien. Die Jüdische Kultusgemeinde besaß hier eine Synagoge, eine Schule sowie ein Badhaus.

Eine menschenverachtende Politik, die in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 ihren schlimmen vorläufigen Höhepunkt fand, setzte diesem Gemeinwesen auch in Böchingen ein jähes Ende – die Synagoge wurde durch Brandstiftung zerstört.

Am 16. November 1997 wurde zur Erinnerung an dieses Ereignis eine Gedenktafel am ehemaligen Standort der Synagoge in der Hauptstraße 29 enthüllt. Gleichzeitig wurde damals das Buch von Bernhard Kukatzki „Juden in Böchingen – Spuren ihrer Geschichte 1548-1940“ vorgestellt.